Schule, Polizeiposten oder Jugendtreff?
Kleinenbremer Mönkhoff-Hof-Scheune bald nicht mehr als Übergangswohnheim genutzt / Mehrere Interessenten

     
Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Anfang des neuen Jahres wird das erste der drei Übergangsheime in Kleinenbremen frei.

Die stark rückläufige Zahl der Übersiedler und Asylbewerber machtÕs möglich: Bis Ende Januar soll die ehemalige Mönkhoff- Hof-Scheune freigemacht werden. Das Haus war vor acht Jahren als Übergangsheim für Aussiedler eingerichtet worden. Zuletzt wohnten in dem der Stadt gehörenden Fachwerkhaus fast ausschließlich Asylbewerber. Die augenblicklich noch fünf Familien können nach Auskunft aus der Stadtverwaltung problemlos in den beiden anderen Kleinenbremer Häusern oder in einem anderen Ortsteil untergebracht werden.

Die Räumung der Scheune war im Dorf schon seit langem ein Thema. In Kleinenbremen sei der Eindruck entstanden, daß der Ort die Last der Unterbringung von Aussiedlern und Asylbewerbern allein zu tragen habe, war wiederholt im Bezirksausschuss zu hören.

Hintergrund: Seit geraumer Zeit werden mehr als ein Drittel aller der Stadt zugewiesenen Aussiedler und Asylbewerber in Kleinenbremen einquartiert. Andere Stadtteile wie Barkhausen, Nammen, Möllbergen oder Neesen bleiben ganz außen vor. "Das kann man selbst in unserem total toleranten Dorf keinem erklären", sagt ein Ortsratsmitglied.

Noch ist nicht klar, wer in das Haus einziehen wird. Einer alten Zusage der Stadt zufolge haben die Lütkenbremer das erste Zugriffsrecht. In Frage kommen nur förderwürdige Gruppen und Einrichtungen. Andernfalls müsste die Stadt die beim Umbau erhaltenen Landeszuschüsse zurückzahlen.

Insgesamt stehen 500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Der größte Teil sind Aufenthaltsräume und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen. Daneben gibt es elf Einzelzimmer.

An Vorschlägen und Ideen mangelt es nicht. Die Kunde von der Umwidmung hat die Phantasie der örtlichen Vereine beflügelt. Bezirksausschussvorsitzender Fritz Heine will sich und den Ortsrat jedoch nicht unter Druck setzen lassen. Das Mönkhoff-Anwesen gilt wegen seiner historischen Bedeutung als Mühlenhof, der zentralen Ortslage und der unmittelbaren Nähe zur Schule als wichtiger Baustein der Dorfentwicklung.

Über die Folgenutzung solle deshalb in einem breit angelegten Dialog entschieden werden, fordert Heine. So gut wie sicher scheint jedoch, dass sich demnächst Schulkinder in der Scheune tummeln werden. Vom neuen Schuljahr an soll auch in Kleinenbremen das Betreuungsangebot "Schule von acht bis eins" anlaufen. In der Schule sind geeignete Räume nicht vorhanden.

  Als zweiter Untermieter ist die Polizei im Gespräch. Sie denkt über die Verlagerung des örtlichen Polizeipostens nach. Die Entscheidung steht an, weil Dorfgendarm Heinz Everding Ende des Jahres in Pension geht. Bisher war der Posten in seinem Privathaus untergebracht.

Gute Chancen hat auch die Einrichtung eines Jugendtreffs. Diese Idee wurde bereits Ende Februar des Jahres vom Bezirksausschuss diskutiert. Ratsherr Dieter Lichte kann sich das Haus auch als Treffpunkt für ältere Einwohner vorstellen. Ihr Anteil an der Dorfbevölkerung nehme überdurchschnittlich zu, so seine Überlegung.

Ein Auge auf die Scheune hat auch der Heimatverein geworfen. Er will in diesem Jahr die Sanierung des unmittelbar angrenzenden Mühlenhauses in Angriff nehmen. Da dort nur Platz für die Mühlen- und Turbinenantriebstechnik ist, möchten die Heimatfreunde Teile des geplanten Info-Zentrums für alternative Energien und Bach-Ökologie in den daneben stehenden Scheunentrakt verlagern.

Mindestens 3000 Fremde aus aller Herren Länder

Die Begegnung mit Aussiedlern und Asylbewerbern wird für die Kleinenbremer auch nach der Räumung der Mönkhoff- Scheune zum Alltagserlebnis gehören. Im Hauptgebäude des Mönkhoff-Hofs (etwa 140) und im nahe gelegenen Prasuhns- Haus (90) sind immer noch gut 200 Plätze vorhanden.

Alles in allem, so schätzt man, haben sich in den letzten zehn Jahre mindestens 3000 Fremde aus aller Herren Länder im Dorfe aufgehalten - also etwa genau so viele wie es Einwohner gibt.

Größere Probleme gab es nicht. Im Gegenteil. Von vielen im Dorf wird die Begegnung und Erfahrung mit der Fremd- und Andersartigkeit auch als Bereicherung empfunden.

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29.12.2001
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